Beats, Punkrock und Philosophie

Hannes Wittmer verlegt nach eigener Aussage jetzt auch „gerne mal einen Beat im Wohnzimmer“ – oder wie gestern im E-Werk Erlangen. Zur Inneneinrichtung des Abends gehörten dann aber auch Punkrock, mindestens ein Philosophie-Studium und schönste nie alt werdende wie neue Songs.

Mit Humor kommentierte Hannes seinen Start mit einem elektronischen Instrumental-Set: „Zwischendurch spiele ich heute auch mal Gitarre.“ Die ersten drei Songs Beschissenheit der Welt, Teesatz und Rom sogen dann auch direkt Raum und Menschen in die Musik. Für „Nichtgeschwindigkeit“ wurde mit einem Lachen lieber mal die Brille abgenommen. Bei der anschließenden leidenschaftlichen Umsetzung des ursprünglichen Punkrock-Songs hätte diese ansonsten durch den Raum fliegen können.

Apropos Raum. Zur Inneneinrichtung gehörten wie bei jedem Konzert von Hannes auch persönliche Gedanken zur Welt. Dass wir als Menschen früher oder später anderen weh tun mit unseren Scherenhänden ist so eine Erkenntnis. Einen großen Nachhall hinterlässt auch Nachruf, dessen „Ich versuche meine Abscheu für die Menschheit, mit der Liebe für die Menschen zu vereinen“ so viel Schmerz und Hoffnung auf einen Punkt bringt. Aber auch zu Oh Bartleby (hier mehr zu diesem Song) oder Vom aufrechten Gang könnte man ein ganzes Philosophie-Studium aufnehmen. Mit Seminaren zu den belastenden Themen und psychischen Herausforderungen, die aus uns selbst kommen. Mit Vorlesungen über Depressionen, für die es das Wagnis braucht genauer hinzuschauen anstatt nur ein Medikament.

Nach dem siebzehnten Stück setzte sich Hannes erst mal erschöpft auf den Bühnenboden: „Schon spät“ sei es. Aber nicht zu spät für Publikumswünsche. Nach Wände und dem energievollen Vorwärts ist keine Richtung, freute sich nicht nur Hannes darüber einen „richtig guten Abend gehabt“ zu haben. Dass bei Photonenkanonen, dem letzten Song des Abends ein zuerst zaghaftes Mitsingen zu einem Chor anwuchs, hinterließ nicht nur ein zauberhaftes Lächeln bei Hannes, sondern auch Gänsehaut und anhaltenden Applaus in der Luft.

Was für ein Glück, dass Hannes nach 500 Kilometern Weitwanderweg in Frankreich wieder nach Erlangen gefunden hat. Das „Schön, dass du da bist“ aus dem schwingenden Song Grande Randonnée, kann man da nur voller Überzeugung bestätigen.


Alle Songs zum Reinhören, Nachhören oder immer wieder hören findest du hier auf der Website von Hannes Wittmer.

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